Samstagabend – ich war mit ein paar Freunden im Kino. Als die Vorstellung zu Ende war, gingen die Anderen zu Ihrem Auto und ich zum Stellplatz meines Fahrrads. Während ich gedankenverloren das Schloss öffnete, hörte ich neben mir eine Stimme: „Ey Du Arschloch, Du hast meinen Bruder angemacht. Komm her und entschuldige Dich!“.

Vor mir stand ein ca. 16-jähriger, südländisch aussehender Typ und etwa zehn Meter entfernt, seine fünf deutlich älteren Freunde. Ich merkte, wie mein Adrenalinspiegel drastisch anstieg. „Ach –  und wann soll das gewesen sein?“, hörte ich mich fragen. „Gestern Nachmittag im Freibad“, antwortete der Typ, der ungefähr einen Kopf kleiner war als ich und ca. die Hälfte von mir. „Ich war gestern nicht im Freibad“, antwortete ich kurz, sprang auf mein Fahrrad und flüchtete so schnell es ging in die entgegengesetzte Richtung. Hinter mir die sechs Jungs, die mir neben Schimpfwörtern hinterher riefen, ich sei ein Feigling und beim nächten Mal würden sie mich kriegen.

War ich wirklich ein Feigling? In deren Augen? Ja!

In meinen Augen? Nein!

 

Vermeide jeden Kampf

 

Das zweite Prinzip des RSD lautet: Vermeide jeden Kampf! Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich zu der Gruppe gegangen wäre, um mich zu „entschuldigen“. Vielleicht hätte ich die Situation deeskalieren können, vielleicht hätte es direkt auf die Fresse gegeben. Vielleicht hätte ich gewonnen, vielleicht wäre ich heute nicht mehr am Leben. Aber es ist müßig darüber zu philosophieren. Ich bin einfach froh, dass ich der Situation entkommen konnte.

Ich habe immer nur dann gekämpft, wenn es absolut nicht mehr vermeidbar war. In diesem Fall konnte ich es vermeiden und das ist auch das, was ich meinen Schülern rate: Lebe nach dem Motto: Ein vermiedener Kampf, ist ein gewonnener Kampf!

Euer Kai